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Maxime

Smadja

Musiker, Paris

Der unberechenbare französische Provokateur verwandelt Hardcorepunk-Klassiker in verträumte Synthiesongs.

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Manchmal trifft man auf Menschen, deren Fantasie so grenzenlos und unberechenbar ist, dass man denkt: „Ich will diese Person in meinem Leben haben.“ Selbst wenn man gar nicht so richtig versteht, was man da vor sich hat. Menschen, denen es egal ist, wenn sie kritisiert werden oder sich verletzen – Hauptsache, sie haben etwas bewirkt. Menschen wie ein Feuerwerk. Maxime Smadja ist so jemand. In den letzten vier Jahren hat er unter seinem Pseudonym Digital Octopus ebenso Unverständliches wie Großartiges geschaffen, und das Internet bekommt nicht genug davon.

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Seit 2012 hat Maxime sich einige der aggressivsten und wildesten Klassiker aus den Genres Punk, Hardcore und Oi! vorgeknöpft (etwa „Don’t Tread on Me“ von Cro-Mags oder „Hybrid Moments“ von The Misfits) und sie in träumerische Synthie-Stücke verwandelt, samt Refrains zum Mitsingen à la Human League. Jeder Song wird mit einem augenzwinkerndem Lo-fi-Video online gestellt. Warum? Das weiß niemand so genau, aber vermutlich zum Spaß. Außerdem schaut Maxime zurzeit viele Naturdokus, damit er ein Ambient-Album für Haustiere aufnehmen kann (Arbeitstitel: Animalia Symphonia). Als Nächstes sieht sein Plan dann eine Glamrock-Band vor, mit der er in Bars auftreten will.

Maxime wuchs in Paris auf. In seinem Viertel, erzählt er, „gab es jede Menge Grün, und in der Nähe gab es sogar einen Fluss und einen See. Ich habe meine Sommer damit verbracht, von der Brücke zu springen und mit fiesen Schwänen zu schwimmen.“ Als Kind wollte er unbedingt Jazztänzer werden. Sein Vater kaufte ihm eine Gitarre, um ihn mehr für Musik zu interessieren. Mit 13 änderte sich sein Leben schlagartig, als er den Punk für sich entdeckte. „Ich hab mir meine ersten Doc Martens gekauft, ein Dead Kennedys-Shirt und eine Lederjacke, die mir viel zu groß war“, erzählt er.

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Seine Coversongs als Digital Octopus sind eine Art Liebeserklärung. Hardcore-Bands wie Cro-Mags und Misfits bewunderte er als Teenager am meisten. „Als ich diese Tracks bei YouTube raufgeladen hab, habe ich nicht mit vielen Klicks gerechnet“, erklärt er. „Dann haben mich Freunde und Wildfremde um weitere Cover gebeten, also habe ich weitergemacht.“
Wenig später bekam er bereits Anfragen für Liveauftritte als Digital Octopus. Selbst Harley Flanagan, Gründer und Bassist der Cro-Mags, hat ihm gesagt, dass ihm die Cover gefallen. „Da ist ein Kindheitstraum wahr geworden“, sagt Maxime. Wenn er nicht auf Tour ist, arbeitet er mit Bands aus Frankreich und anderen Ländern im Studio. 2016 produzierte er mit der französischen Band Rendez-Vous ihre EP „Distance“. „Mit Bands aufzunehmen, macht mir am meisten Spaß“, sagt er. „Es ist ein tolles Gefühl, wenn Bands mir ihre Musik anvertrauen.“

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Was genau er als Nächstes macht, weiß wahrscheinlich noch nicht einmal Maxime selbst. Die Glamrock-Band soll es wirklich geben, auch wenn er offen zugibt, dass er noch keine weiteren Bandmitglieder gefunden hat. An der Musik dafür schreibt er trotzdem bereits. „Ich wollte schon immer Rock 'n' Roll machen, also wird das eine großartige neue Erfahrung.“ Bei so einem Ausnahmekünstler fragt man sich, ob die Eltern ihm vielleicht einen besonderen Rat gegeben haben. „Carpe Diem“, lacht er. Das erklärt tatsächlich einiges.