Der Grafikdesigner aus Hackney drückt der britischen Hauptstadt mit überlebensgroßen Malereien seinen eigenen Stempel auf.
Wenn du in London lebst, hast du mit Sicherheit schon mal eine von Corin Kenningtons Arbeiten gesehen. Seine markanten, handgezeichneten Lettern zieren nämlich Wände und Restaurant-schilder in der ganzen Stadt. Dabei hat der Grafikdesigner die traditionsreiche Kunst der Typografie in die Moderne übertragen.
„Als Jugendlicher habe ich mit Graffiti angefan-gen“, erklärt Kennington. „Ich habe mich also schon früh aktiv mit den Grundlagen der Buch-stabenformierung auseinandergesetzt.“ Mit seinem Hintergrund als Grafikdesigner hat er sich mittlerweile auf handgezeichnete Schrift-zeichen und großformatige Wandbilder speziali-siert. Er ist Teil einer Bewegung, die auf die Entwicklungen der schnelllebigen, technikorien-tierten Welt mit einer Rückbesinnung auf traditi-onelle Techniken antwortet. „Die menschliche Komponente beim Druckprozess und beim Zeichnen per Hand fasziniert mich“, führt Ken-nington weiter aus. „So sehr ich bei meiner Arbeit auch nach Perfektion strebe, es liegt doch einfach eine gewisse Authentizität im Un-perfekten der traditionellen Methoden und der klassischen Handarbeit.“
Wenn Marken nach dem gewissen persönlichen Touch suchen, ist Kennington meist die erste Wahl. Zuletzt arbeitete er mit Polpo Restau-rants, der Camden Town Brewery und ZSL London Zoo zusammen. Und wenn es nach ihm geht, kommt es zuweilen doch auch auf die Größe an. Eine aktuelle Zusammenarbeit mit Newham Council und dem Designstudio Thom-as Mathews gipfelte in einem Wandbild quer über fünf Gebäude in Stratford.
Doch auch in Galerien fühlen sich seine Werke heimisch. So bestach die Ausstellung 70X100 im Shoreditcher Book Club mit einer Reihe handgemalter Lettern. Dabei wollte Kennington laut eigener Aussage eine digitale Ästhetik er-kunden, „bei der Glas als jenes Medium dient, das die handgemalte Natur und ihren Entste-hungsprozess kontrastiert“.
Kennington hält vielleicht eine nostalgische Kunstform am Leben, aber er hat keine Ambiti-onen, zum Anachronisten zu werden. „Ich will neue Wege gehen und analoge Prozesse mit zeitgemäßer Technologie verbinden“, erklärt er. Und er plant, 2018 noch einen Schritt weiter zu gehen: „Ich möchte mehr eigene Ideen umset-zen und dabei eine Nummer größer werden“, kündigt er an. Die leeren Wände Londons war-ten bereits.