Wenn man nachts in irgendeinen unscheinbaren Club in Paris stolpert, werden sich die DJs dort wahrscheinlich unablässig durch Afrotrap, Baltimore House, Ballroom, Kuduro, Gqom und Grime spielen. Findet man dann doch einen der besseren Clubs, stehen die Chancen nicht schlecht, dass dort Domenico Bercelli und seine Paradox-Club-Kollegen hinter den Decks stehen. Bercelli, besser bekannt als Le Dom, ist die Speerspitze der Revolution der französischen Clubkultur. Die Bérite-Szene ist mit das Aufregendste, das der Dance-Musik in den letzten Jahren passiert ist. Und ihre Erfolgsgeschichte kam nur durch harte Arbeit zustande. Geprägt vom Pariser Powerhouse und Sound-Pellegrino-Guru Teki Latex ist die Bérite-Club-Musik mehr eine Ideologie als ein klar umrissener Sound. Sie ist die logische Konsequenz der Musikentwicklung in einer Stadt, in der verschiedene Kulturen aufeinandertreffen, in der DJs ständig neue Genres entdecken und in der Daft Punk so gut zu MHD passt wie Rotwein zu Käse.

im Gespräch führt er Errorsmith, Para One und Drexciya als wichtige Einflüsse an. Seine Produktionen für Paradoxe Club - das Label, das er mit seinen Pariser Mitstreitern Birol, Sunareht und De Grandi betreibt - bestehen aus vielfältigen und rohen Club-Sounds, die wie die perfekte Symbiose dieser Acts klingen. Tekis Onlineshow Overdrive Infinite - aufgenommen in den Dailymotion Studios in der Rue de Bérite - gab den Startschuss, mit dem die Bewe-gung Formen annahm. „Wir haben großarti-gen DJs zugehört, Freibier getrunken und sind dann weiter in den nächsten Club ge-zogen“, berichtet Bercelli. „2016 gab es im Nebengebäude des Studios ein Gasleck und das ganze Ding ist in die Luft geflogen. Dabei hat auch das Studio etwas abbe-kommen. Damit war Schluss mit den Treffen dort, aber die Idee für Bérite war bereits geboren.“

Auch wenn man Bercelli seinen Stolz dar-über, das Pariser Nachtleben nachhaltig beeinflusst zu haben, deutlich anmerkt, betont er stets, dass die Idee hinter Bérite nicht auf Frankreich beschränkt ist. „Ich sehe definitiv eine Verbindung zwischen uns und Labels wie Nervous Horizon oder Crazylegs, den Typen von Acid Fantasy und vielen aktuellen UK-Künstlern“, erklärt er. „Wir alle haben ein ziemlich ähnliches Ver-ständnis von Rhythmus, Sounddesign und Club-Musik allgemein.“

Aufregende neue Ansätze brauchen natürlich aufregende Partys. Und auch wenn es keine leichte Aufgabe ist, die großen Clubs zu füllen, in denen immer noch House und Techno angesagt sind, hat Bercelli doch eine klare Vorstellung davon, in welche Richtung sich die Pariser Clubkultur 2018 entwickeln wird. Partyreihen wie Bonus Stage, Resident-Sets von Teki Latex, La Coucou im le Klub, Bye Bye Ocean im La Java oder Rinse France Partys sind nur einige Beispiele für Veranstaltungen, bei denen die Musik einen Platz hat, die er oder DJs wie Betty, Sylvere und TGAF spielen. Die Zukunft ist also schon voll im Gang.